Die Brauerknechtsgilde zu Stade von 1604
Seit über vier Jahrhunderten tragen die Brauerknechte in ihrer altertümlich anmutenden Tracht die Toten der Stadt zu ihrer letzten Ruhe. In der Welt der Sagen und Märchen geht die Gründung der Gilde auf die Sage von Peter Männken, einem Brauerknecht, und seiner geliebten Gertrud, der Tochter seines Braumeisters, zurück.
Während einer der Pestepidemien, die die Stadt heimsuchten, wollte niemand mehr die Pesttoten begraben. Da bat Gertrud ihren Peter, mit seinen Kollegen diese Arbeit zu übernehmen, da die Brauerknechte wegen der eingeatmeten Dämpfe beim Brauen und wegen ihres Bierkonsums als immun gegen die Pest galten. Die Brauerknechte willigten ein und Stade wurde durch ihren Einsatz von der Pest befreit. Zur Belohnung durfte Peter Männken seine Gertrud ehelichen.
Soweit unsere sagenhafte Vergangenheit. Im wahren Leben gab es bereits im 15. Jahrhundert die „St. Gertruden-Brüderschaft der Brauerknechte“, die das Aussätzigenspital bei der Gertrudiskapelle vor der Stadt betreute. Schon damals trugen sie vermutlich die Toten zu Grabe. Das Fragment eines Rechnungsbuchs von 1579 weist Einnahmen „von den Toten“ aus. Das „offizielle“ Gründungsjahr ist 1604, aus diesem Jahre stammt der älteste erhalten gebliebene Zinnbecher, den ein neu aufgenommener Gildebruder – wie damals üblich – anlässlich seiner Taufe gestiftet hat.
Auch wenn es in Stade schon lange keine Brauerei und somit auch keine „echten“ Brauerknechte mehr gibt, werden die Gildebrüder in der Stille der Friedhöfe ihren Dienst an den Nächsten ihrer Tradition getreu weiter ausüben.
Gertrudenaltar in St. Cosmae
Zu den zahlreichen Zeugnissen, mit denen sich die Brauerknechte in der Stadtchronik verewigten, gehört der von ihnen gestiftete Gertrudenaltar, der jetzt seinen Platz in der St. Cosmaekirche hat. Entstanden ist der wertvolle Altar um 1500, er stand ursprünglich in der Gertrudiskapelle neben dem Aussätzigenspital vor der Stadt, später in der St. Nikolaikirche. Wann der Altar in die St. Nikolaikirche kam, ist ungeklärt, er wird dort aber bereits 1652 erwähnt. Nach dem Abriss der Nikolaikirche 1834 kam der Altar dann an seinen heutigen Standort. Die Brauerknechte haben auch in späteren Jahren für den Erhalt des Altars gesorgt. Anno 1843 wurde er Iaut Inschrift auf den Außenseiten des kleinen Marienaltars über dem Gertrudenaltar „Renovirt von der Brauerknechtsgesellschaft“. Mögen sich die Stader Bürger noch lange an diesem schönen Kunstwerk erfreuen.